Kraftfuttereinsatz in der Pferdefütterung

DARF ES NOCH EIN BISSCHEN MEHR SEIN?

Kraftfutter gehört schon seit Jahrzehnten zur Pferdefütterung dazu. Gründe dafür waren der Einsatz in der Land- und Forstwirtschaft sowie der Gebrauch als Reitpferd in der Kavallerie.

Die Bereitstellung von qualitativem Raufutter war zu diesen Zeiten relativ schwierig, denn zum einen wurden Pferde ab dem 19./20. Jahrhundert vermehrt in Städten gehalten oder sie waren beim Militär über mehrere Tage unterwegs. Für die Futteraufnahme blieb also nicht viel Zeit, so dass der Kraftfuttereinsatz durch seine relativ schnelle Futteraufnahme einen großen Vorteil bot. Verglichen mit der Raufutteraufnahme, benötigt ein Pferd nur ein Viertel der Zeit für Kraftfutter. Dauert die Futteraufnahme für einen Kilogramm Heu ganze vierzig Minuten, sind für einen Kilogramm Hafer gerade mal zehn Minuten notwendig. Da der Hafer aber doppelt so viel Energie enthält, wurde durch den Kraftfuttereinsatz zusätzlich die Energieaufnahme gesteigert und das Futtervolumen reduziert. Das war aufgrund des hohen Energiebedarfs auch notwendig, denn neben der begrenzten Fresszeit kam hinzu, dass Herstellung, Lagerung und Transport von Raufutter aufwendig waren und sich damit der Kraftfuttereinsatz weiterhin als lukrativ herausstellte.

Auch wenn diese Fütterung von damals viele Vorteile mit sich brachte und vom Handling einfacher war, widerspricht diese der Natur des Pferdes. Vom Verdauungssystem ist das Pferd immer noch ein Steppentier und kann große Mengen an Kraftfutter nicht ohne gesundheitliche Schäden verdauen. Es ist auf rohfaserreiches sowie energiearmes Futter angewiesen, das es in gleichmäßigen Abständen über den Tag verteilt aufnimmt. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass aufgrund des geringen Magenvolumens von 15-20 Litern nur kleinere Portionen gefressen werden können.

Im Laufe der Jahre hat sich die Nutzung des Pferdes jedoch dahingehend verändert, dass der Einsatz vorwiegend im Freizeitreiterbereich und im Sport stattfindet. Auch die Bereitstellung von Raufutter ist heute ohne weiteres möglich, so dass Kraftfutter nur bei Bedarf ergänzt werden müsste. Doch ist das auch so und auf wie viel Kraftfutter könnte tatsächlich verzichtet werden, um das Verdauungssystem des Pferdes zu entlasten?

Um einen möglichen Kraftfutterbedarf zu ermitteln (der Mineralstoff- und Vitaminbedarf ist nicht mit inbegriffen), muss zuerst der Erhaltungs- und Leistungsbedarf berechnet werden. Anhand des Körpergewichts kann bereits die mögliche Gesamtfutteraufnahme pro Tag ermittelt werden. Pferde können ca. 2,5 % ihrer Lebendmasse an Futter aufnehmen, wobei den meisten aber eine Futteraufnahme von 2 % völlig ausreicht. Bei einem 600 kg Pferd entspricht das einer Futteraufnahme von 12 kg/Tag. Größtenteils sollte dieses aus Raufutter, wie Heu oder Heulage, bestehen. Es wird empfohlen, Pferde mit 1,5-2 kg Raufutter pro 100 kg Körpergewicht zu versorgen. Bei einem 600 kg Pferd sind das 9-12 kg/Tag. In Abhängigkeit der Rohnährstoffe sowie der Qualität des Raufutters muss nun in Abhängigkeit des Tagesbedarfs berechnet werden, ob Mängel im Protein-, Energie oder Faserbereich über Kraftfutter ausgeglichen werden müssen. Eine Analyse des Grundfutters für einen ungefähren Anhaltspunkt, bekommt man bei der LUFA, der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt NRW. Folgenden Leitspruch sollte dabei jeder beherzigen.

„SO VIEL WIE NÖTIG, ABER SO WENIG WIE MÖGLICH“

Die Ergänzung von Kraftfutter erfolgt bei:

  • Sport- und Reitpferden sowie Zuchtstuten und -hengsten, die nicht genügend Energie aus dem Raufutter aufnehmen
  • schwerfuttrigen Pferden, die mehr Energie als andere benötigen
  • Fohlen, Absetzern und jungen Pferden, die sich im Wachstum befinden
  • Pferden mit Zahnproblemen, die nicht genügend Heu fressen können


Pferde sind Individuen und reagieren sehr unterschiedlich auf hohe Kraftfuttermengen. In der Regel reizt es die Magen- und Darmschleimhäute und führt zu Magenschmerzen, die sich in undefinierbaren Krankheitsbildern widerspiegeln. Einige Pferde werden träge und antriebslos, lassen sich nur mit Widerwillen satteln, fressen kaum ihr Heu, sind gestresst, apatisch oder zeigen Verhaltensstörungen wie Koppen und Weben. Liegt der Verdacht einer Schleimhautentzündung nahe oder die Diagnose eines Geschwürs vor, wird schnell ein entsprechendes Ergänzungsfuttermittel gefüttert, welches die Symptome lindern soll. Doch warum den Symptomen hinterherrennen, wenn man die Ursache beheben kann? Hier empfiehlt es sich die tägliche Rau- und Kraftfuttermenge zu überprüfen. Ganz entscheidend ist hier auch das Verhältnis zueinander. Auch bei harter Arbeit sollte der Kraftfutteranteil nicht mehr als 25 % betragen, denn besonders diese Pferde sind durch höhere Anforderungen anfälliger für Stress. Bei einem 600 kg Pferd und einer geschätzten täglichen Gesamtfutteraufnahme von 12 kg entspricht das 3 kg Kraftfutter (absolute Obergrenze) und 9 kg Raufutter. Umso höher die Gesamtfutteraufnahme ist, desto höher wird natürlich auch der absolute Kraftfutteranteil.

Besonders in Sport- und Rennställen spielt dieses Verhältnis eine große Rolle. Denn hier geht ein hoher Kraftfuttereinsatz oft zu Lasten des Raufutters.Tatsächlich wäre die Struktur des Raufutters aber sehr wichtig, um die Kauaktivität zu fördern. Denn der produzierte Speichel neutralisiert die Magensäure und mindert damit das Risiko von Schleimhautreizungen.

Entscheidend für die Magen- und Darmgesundheit ist zudem die Art der Futtergabe. Bei einer Menge von 3 kg Kraftfutter/Tag ist es durchaus sinnvoll diese auf mind. drei Mahlzeiten aufzuteilen und 30 Minuten zuvor Raufutter zu füttern. Besonders stärkelastige Kraftfutter (>20 %) können im Dünndarm eine Anflutung leichtverdaulicher Kohlenhydrate bewirken. Ein unverdauter Anteil kann ohne Weiteres in den Dickdarm gelangen und durch den Abbau zu einem Milchsäureanstieg führen. Da die Dickdarmbakterien aber nur auf den Faserabbau ausgelegt sind, würde durch den pH-Wert-Abfall ein Teil dieser Bakterien absterben. Es bilden sich Toxine, die in die Blutbahn gelangen und Entzündungsprozesse hervorrufen. Vor allem in der Peripherie, den äußeren kleinen Blutbahnen, wie der Huflederhaut, kann sich daraus eine Hufrehe entwickeln.

„KLASSE STATT MASSE“

Der Gedanke, seinem Pferd mehr Energie durch Kraftfutter zur Verfügung zu stellen, ist grundsätzlich richtig. Dabei sollte aber nicht die Menge, sondern vielmehr die Qualität entscheidend sein. Denn je hochwertiger ein Kraftfutter ist, desto weniger muss davon auch gefüttert werden. Die Wahl der Rohstoffe, höhere Fettgehalte in Form von Ölfrüchten oder die hydrothermische Behandlung von Getreide sind nur einige wenige Punkte, die die Qualität positiv beeinflussen.

Wir füttern Sportpferde mit deutlich geringeren Kraftfuttermengen. Das Ergebnis sind leistungsfähige und gesunde Pferde!

Fragen Sie uns gerne nach unseren Fütterungsempfehlungen oder informieren Sie sich auf unserer Webseite unter unseren Produkten.

Ihr Team von Ahlbrand Pferdefutter

Tags: Kraftfutter
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